Camargue und Arles

St Marie de la Mer nach Arles
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StepMap St Marie de la Mer nach Arles


Im Land der Stechmücken

 

 

08.06.11 bis 12.06.11

 

 

Der Tag graute und plötzlich riss uns ohrenbetäubender Lärm aus den süßen Träumen. Irgendwer pochte gegen die Wohnwagentür. Ein Blick auf die Uhr, es war gerade 8. Wow, der muss aber einen guten Grund haben, sonst....!

„Hallo, ich bin’s. Wollt ihr umziehen?" Ertönte es in Schweizer Dialekt. Total verschlafen öffnete ich die Tür und da noch mal: „Wollt ihr Umziehen?“ Ich blinzelte in die Sonne. „Ja!“ Sagte ich. Nachdem mir klar wurde, was der Schweizer von mir wollte. Ohne Kaffee ist das auch eine schwierige Sache, solch großen Entscheidungen zu treffen, schließlich kann es dabei um Leben und Tod gehen.

Unser Schweizer griff sich sogleich unseren Spüleimer und im Weggehen rief er mir zu: „Ich markiere den Platz und halte ihn frei. Bis bald.“

Ich schloss die Tür. Das erste sollte aber nicht das Umziehen sein, sondern Kaffee. So setzte ich erst mal Kaffeewasser auf, deckte den Tisch fürs Frühstück. Solche Umzüge sollte man nur gut gestärkt durchführen. So frühstückten wir, nicht so ausgiebig wie sonst und packten die wenigen Sachen sicher weg.

Also wurden die Stützen hochgedreht, der Mover angeschwenkt und los ging’s. 5 Minuten später standen wir, 50 m weiter, auf dem neuen Platz. Das Ausrichten des Wohni ging wie gewohnt flott, blieb nur noch die Markise ausrollen, Tisch und Stühle aufstellen. Fertig! Los gehen konnte die Besichtigung der Camargue.

Aber vor den Besichtigungen stand auf dem Programm: Lebensmittelvorräte aufstocken.

So fuhren wir in Richtung Aigues Mortes. In und um St. Marie de la Mer hatten wir keinen Supermarkt gesehen. Unterwegs, am Straßenrand, konnten wir Straßenverkaufstände ausmachen. Einmal Obst und Gemüse, frisch vom Feld oder Keramik. Wir kamen weiter in Richtung Aigues Mortes. Bequem, am ersten Kreisverkehr, fanden wir einen Supermarkt, ein Super U.

Nach dem wir uns eingedeckt hatten mit Lebensmitteln, fanden wir noch lange Räucherstäbchen. Diese sind extra für die Moskitos der Camargue. Wir nahmen zwei Packungen mit, um diese noch am gleichen Abend vor Ort auszuprobieren. Schließlich möchten wir nicht so gerne mit den kleinen Blutsaugern zu tun haben.

Am späten Mittag suchten wir noch den Strand auf. Claudia sammelte in den großzügigen Buchten Muscheln und ich fotografierte. Zum Baden war das Wasser zu kalt, da wir einen beständigen kühlen Wind hatten, der das warme Wasser aus den Buchten ins offene Meer saugte.

Der Abend kam. Ich nahm drei dieser Stäbchen und positionierte sie um uns herum im sandigen Boden. Zündete sie an. Es rauchte und was soll man sagen, die Dinger sind ihr Geld wert. 1,5 bis 2 Stunden konnten alle Moskitos mittels der Stäbchen abgewehrt werden. Alle Moskitos machten eine Bogen um uns, so dass an einen verlängerten Abend unter der Markise bei Räucherstäbchen und Rosé zu denken war.

Am nächsten Tag wollten wir uns die Salzwiesen der Camargue anschauen. Den Weg dorthin schaute ich mir auf der Karte an. Salin de Giraud sollte das grobe Ziel sein.

Wir folgten der D 570 und bogen auf die D 37 ab, um 17 km später auf die D 36 in Richtung des Örtchens Salin de Giraud abzubiegen.

Salin de Giraud ist ein kleines nüchternes Örtchen, welches geprägt ist durch die Salzgewinnung. Wir suchten den Weg zu den großen Salzbecken, die hier Salzgärten heißen. Dazu folgten wir der Landstraße in Richtung Port Louis. Und da konnten wir schon die großen Becken sehen. Noch 500 m weiter auf der Straße und nach links ging es auf einen kleinen Parkplatz ab. Ein Fußweg führte uns auf einen aufgeschütteten Hügel und man konnte die großen Salzgärten in ihren wechselnden Farben bewundern. Die Becken zeigen eine intensive rote bis violette Färbung durch salzliebende, halophile Bakterien. Bei uns schimmerten sie in schönstem Flamingorosa.

Salzberge ließen sich keine bewundern. Diese waren, so wie es aussah, abgetragen worden. Die Maschinen standen still und warteten auf den Nachschub vom Salz aus dem Meer.

Weiter ging es Richtung Meer, mitten durch den Etang de Grand de Palun, wo wir eine große Flamingo Kolonie sahen. Leider sehr weit entfernt. So gelangten wir an den Plage de Piémanson. Ein sehenswerter Strand. Hier kann der mutige Reisende mit seinem Auto, Wohnmobil und Auto mit Wohnwagen bis ans Meer fahren. Im Sand parken die Fahrzeuge und die Besatzungen baden, übernachten mitten in der Natur. Wir wollen uns den Plage merken, um später mal wieder dorthin zu fahren.

Wir setzten wir Tour fort und umrundeten den Lac de Vaccarès und kamen gegen Mittag wieder zu Hause an.

Die Planung für den nächsten Tag, war eine Stadtbesichtigung. Aigues Mortes sollte auf dem Programm stehen. So ließen wir den Tag ausklingen und freuten uns auf den Nächsten.

Gegen 10.30 Uhr brachen wir auf nach Aigues Mortes. Der Name bedeutet tote Wasser. Die Einwohner werden gemeinhin Aiguemortais bzw. Aiguemortaises genannt.

Vielleicht noch ein paar Worte zur Geografie. Im Mittelalter war Aigues Mortes als Hafenstadt konzipiert. So liegt es heute nach der Verlandung der Flachwasserzone rund sechs Kilometer vom Mittelmeer entfernt. Aigues Mortes ist von dort aus noch über einen Kanal erreichbar. Die Stadt liegt außerdem am Canal du Rhône à Sète, der eine schiffbare Verbindung zwischen der Rhône und der Stadt Sète ermöglicht. Von dort kann man auch zum Canal du Midi weiter fahren.

Wir suchten uns außerhalb der Stadtmauern einen passablen Parkplatz, den wir unter Platanen auch fanden. Dann marschierten wir durch die mittelalterlich anmutende Stadt. Wir besichtigten die Kapelle der Grauen Büßer (Chapelle des Pénitents gris) und die Kapelle der Weißen Büßer (Chapelle des Pénitents blancs) sowie die Kirche Notre Dame des Sablons.

Gegen Mittag brauchten wir einen kleine Imbiss. So kauften wir uns ein Pain Bagnat welches frisch vor unseren Augen zubereitet wurde. Pain Bagnat ist gegenüber den herkömmlichen Snacks eine wirklicher Genuss.

Frisch gestärkt schlenderten wir weiter durch die Stadt. So wurde fast die ganze Stadtmauer umrundet. Gegen 17 Uhr versuchten wir langsam zu unserem Auto zurück zu finden und der Rückweg angetreten. Unterwegs hielten wir bei einem Verkaufsstand und deckten uns mit frischen Aprikosen, kalt gepresstem Olivenöl und Knoblauch ein.

Für den Abend hatten wir uns mit Bekannten verabredet. Die Camper hatten wir auf dem Platz kennen gelernt.

Bis spät in der Nacht wurde geklönt, bis wir Heimwärts zogen. Es ging nur über die Straße. Den Morgen begingen wir gemächlich, ließen die Seele relaxen. Eine Veränderung sollte her, um unserem nächsten Ziel, dem Luberon, etwas näher zu kommen.

Aber zuvor, bevor wir die Camargue verließen, stand noch St. Marie de la Mer auf dem Programm. Wir tingelten durch die Zone Pietonne und schauten in allerlei Geschäfte die für die Touristen ihre Waren feilboten. So kamen wir der Kirche, Notre-Dame-de-la-Mer, immer näher.

Im 12. Jahrhundert als Prioratskirche gebaut, gehörte sie zur Abtei Montmajour. Ursprünglich aus Bruchsteinen gebaut, besaß sie nur ein einschiffiges Langhaus mit drei Jochen. Eine Befestigungsmauer mit Zinnen und Pechnasen wurde in 14. Jahrhundert errichtet und so eine Wehrkirche gebaut. In der Kirche befindet sich die Krypta der hl. Sara, der Schutzpatronin der Reisenden und „Zigeuner“.

Jedes Jahr am 24. und 25. Mai wird die bunt gekleidete Statue von Sara in einer Prozession durch die Stadt getragen und am Ufer mit Meerwasser benetzt. Das Ereignis, bekannt als Zigeunerwallfahrt, ist inzwischen eine international bekannte Touristenattraktion mit Volksfestcharakter.

Auch wir besuchten auch die Krypta der hl. Sara und zündeten ein Kerze an, die für alle Reisenden stehen sollte, damit diese Gesund an ihren Zielen ankommen.

Der frühe Abend stand in dem Zeichen einige Sachen einzuräumen und nur noch die notwendigen Dinge stehen zu lassen. Am 12.06.11 rollten wir gegen 10 Uhr die Markise ein, hängten unseren Wohni an, verabschiedeten uns von unserem Schweizer und fuhren eine kleine Etappe weiter nach Arles. Hier hatten wir uns den kleinen Campingplatz L’arlesienne ausgesucht, fast mittig im Herzen der Stadt.

Das Heim wurde aufgestellt und sofort zog es uns in die Stadt. Den Stadtkern fanden wir gut und so zogen wir durch das Antike Arles. Zu besichtigen gab es die Arena, das Theater und den Place de la Republique mit dem Hôtel de Ville. Den Obelisken am Brunnen und Portal St. Trophime. Am späteren Mittag suchte ich noch den Weg zur Brücke von Langlois, welche Van Gogh in seinem Gemälde verewigt hat. Leider steht sie heute nicht mehr an der richtigen Stelle, sondern 2 km unterhalb.

Müde von den Besichtigungen zog es uns zurück in unser Heim. Für den nächsten Tag wollten wir auf den nächsten Platz weiter ziehen.

Doch dies ist eine weitere Geschichte.

 

 

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